… es wird einem schon sehr viel abverlangt, was geistige Beweglichkeit angeht. Da sitze ich doch neulich montags im Auto, unterwegs zur Kita, um meinen kleinen Sohn abzuholen, und höre Radio, nichts Böses erwartend – also nichts Böseres als Krieg, Klima, Corona –, da höre ich plötzlich, dass unsere liebe Landeshauptstadt jetzt prüfen möchte, ob man nicht Ultraschallgeräte in der Altstadt und am Rheinufer einsetzen könnte, die permanente unangenehme Piepser in einer nur für jugendliche Hörer hörbaren Frequenz ausstrahlen. Damit erhofft man sich, die sich oft ungebührlich verhaltenden Jugendlichen von diesen schönen Plätzen des schönen Düsseldorfs zu vertreiben. Haha, dachte ich zuerst, ein um zwei Monate verspäteter April-Scherz! Doch dann, als ich merkte, dass das kein Scherz war, dachte ich: So etwas hätte ich jetzt eher in einem totalitären Staat erwartet. Doch als ich dann später mit meinem Sohn durch den Park spazieren wollte, in welchem er gern Fahrrad fährt, wir diesen aber wegen der gläsernen Überreste des wochenendlichen nächtlichen Saufgelages, das dort stattgefunden haben muss, kaum betreten konnten, dachte ich plötzlich anders: Hätten solche Ultraschall-Piepser das vielleicht verhindern können? Wir tappten weiter durch den Park, stets darauf bedacht, mit dem Fahrrad nicht durch die Scherbenhaufen zu fahren. Meine Idee, dann statt über die verdreckten Wege durch die Wiesen zu fahren, entpuppte sich gleichfalls als trügerisch. Denn auf den Wiesen mussten wir uns um die zahlreichen Hinterlassenschaften der vierbeinigen Parkbesucher herummanövrieren. Und erneut durchfuhr mich der Gedanke: Hätten Piepser, nur hörbar für das empfindsame Hundeohr, dies verhindern können? Und mit zunehmender Anzahl der Kackhaufen, denen wir ausweichen mussten, verfestigte sich ein Gedanke in meinem Hirn – wie ein Mantra: Her mit diesen Ultraschallgeräten! Bitte, bitte, lieber Oberbürgermeister, lass‘ diese Dinger im gesamten Park installieren, um die jugendlichen Suffköppe und die vierbeinigen Scheiß-Köter aus der Grünanlage zu vertreiben! Als wir dann zuhause waren – zum Glück mit unversehrten Fahrradreifen und Schuhwerk ohne Kotspuren –, gab ich mich der Reflexion hin: Schau an, dachte ich, so schnell geht das mit der Radikalisierung! Aber meine Gedanken flossen ungehemmt weiter: Könnte die Wissenschaft nicht Ultraschall-Geräte erfinden, die in einer Frequenz piepsen, auf die kriegstreibende Diktatoren allergisch reagieren? Und dann solche Geräte flächendeckend, wie einen Mienenteppich, ausstreuen, bis diese Kriegsherren im hintersten Anatolien, im tiefsten Sibirien für immer verschwunden sind!?!
Auch wenn das nach Gewaltfantasie klingt – Ihnen ein Shalom von ganzem Herzen
Ihr Uwe Depping
(Glosse 6/2022)