Spüren Sie sie auch, liebe Leserinnen und Leser …

… spüren Sie sie auch, diese unerträgliche Leichtigkeit, mit der man heutzutage Nazi wird? Nie war es so leicht wie heute … wahrscheinlich nicht einmal im Deutschland des Jahres 1933. Denn damals war es wohl nötig, in die NSDAP einzutreten, um als solcher zu gelten. Heute aber … aber der Reihe nach – und eines vorweg: Seit ich wahlberechtigt bin, gehöre ich zu den „Links-Grün-Versifften“, denn ich bin aufgewachsen in der Zeit, als Petra Kelly und Gert Bastian die Partei der Grünen gründeten. (Googelt das mal, liebe jüngere Leserinnen und Leser – falls es euch gibt. Da seht ihr, was charismatische Politiker sind!) Und ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als wir Schüler unseren Lehrern die wertvolle Unterrichtszeit abtrotzen, um Live-Übertragungen aus dem Bundestag zu verfolgen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich 40 Jahre später, als treuer Grünen-Wähler, zum Faschisten werden würde. Aber es war ganz einfach! Ich musste nicht einmal mit der AfD sympathisieren oder mich über Roma-Kinder äußern, die seit einiger Zeit manche Stadtviertel meines Heimatstädtchens terrorisieren.
Es war völlig ausreichend, als Lehrer zu versuchen, die Corona-Regeln in der Schule einzuhalten. Es kommt dir eigenartig vor, dass kerngesunde junge Menschen auf einmal psychisch und körperlich so labil sind, dass sie im Unterricht keine Maske tragen können – während die offensichtlich psychisch und körperlich Labilen tapfer diese Auflage ertragen? Pfui!!! Nazi! Du wirst nicht müde, deinen Schülern zu sagen, dass es sich bei diesem Stofffetzen, den sie im Gesicht tragen, um einen Mund-Nasen-Schutz handelt und nicht um einen Kinnschutz? Pfui!!! Nazi! Du achtest darauf, dass deine Schüler die Abstandsregeln einhalten und … und jetzt wird es wirklich extrem faschistoid … du achtest darauf, dass deine Schüler sich die Teststäbchen in die richtige Körperöffnung einführen und diese die vorgeschriebene Zeit darin belassen … Gott stehe uns bei … die Reinkarnation des Führers!!! „Ich möchte eine Jugend, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und mit Nasenlöchern so weit wie die schwarzen Löcher im All!!!“ Wie gut, dass es die unzähligen „Spaziergänger“ gibt, die aufrichtigen Janas aus Kassel, die in den Widerstand gehen, die sich meinen nationalsozialistischen Umtrieben entgegenwerfen. Nur gut … denn sonst würden meine Allmacht-Phantasien ins Uferlose ausufern. Ich würde in meinem Klassenraum die Kinder-Impfung propagieren, würde Konterfeis von Karl Lauterbach aufhängen, vor denen die Kinder „Impfung, Impfung über alles“ zu brüllen hätten. Und wer nicht lautstark mitbrüllt, kommt auf die Eselsbank für Ungeimpfte … Ach wie unerträglich leicht ist es, heutzutage Nazi zu werden.
Seien Sie also wachsam, liebe Leserinnen und Leser!
Ihr Uwe Depping

(Glosse 2/22)