Dass ich das noch erlebe, liebe Leserinnen und Leser …

… dass ich das wirklich noch erlebe, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt! Nach 77 Jahren der Tabuisierung ist er endlich wieder salonfähig. In allen großen Zeitungen der deutschsprachigen Presselandschaft ist er präsent: der Hitler-Vergleich! Da wäre doch vor ein paar Jahren niemand drauf gekommen, dass zum Beispiel so ein mieser kleiner syrischer Diktator mit dem großen Adolf H. zu vergleichen wäre. Das ist zwar schon beeindruckend, wie der Baschar al-Assad (mit Hilfe Russlands) seinem eigenen Volk in den letzten Jahren Tod und Verderben bringt. Aber bitte schön, Baschar, verstehe: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland … wenn wir so großzügig sein wollen und Braunau am Inn zu Deutschland zählen wollen. Wäre ja nicht das erste Mal. Und dieser Meister aus Deutschland war bislang – völlig zurecht – ungeschlagen!
Aber jetzt lese ich es immer öfter, dass der Diktator P. aus R. dem großen Führer H. aus D. vergleichbar sei. Unglaublich, liebe Leserinnen und Leser, oder? Na gut, die Kriege in Georgien und Tschetschenien haben schon gezeigt, was in Genosse P. steckt, die Annexion der Krim erst recht. Und auch innenpolitisch … Nowitschok … Nawalny … das hat schon GESTAPO-Qualität.
Aber dennoch … er hinkt, dieser Vergleich. Er hinkt wie Goebbels … Sind Goebbels-Vergleiche eigentlich politisch korrekter als Hitler-Vergleiche? Ist jetzt auch egal! Er hinkt auf jeden Fall, dieser Vergleich. Schon rein optisch. Niemand konnte diesen Seitenscheitel und das Hitler-Bärtchen besser tragen als Hitler. Da kann der Diktator P. noch so oft seine KGB-gestählte Brustmuskulatur in die Kameras halten … das wirkt irgendwie billig, effektheischend, nicht überzeugend. Schnauz und Scheitel hingegen haben sich für immer ins kollektive Bewusstsein der Menschheit hineingebrannt.
Und wenn wir eines aus der Geschichte unseres „tausendjährigen Reiches“ gelernt haben, dann doch wohl, dass sie eben kein Vogelschiss war, sondern den größten Mörder aller Zeiten hervorgebracht hat. Oder – wie es bei dem aus der Ukraine stammenden Dichter Paul Celan heißt: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland! Und wir sind ja schon wieder dabei … Denn auch, wenn man aktiv keine Kriegsverbrechen begeht, beteiligt man sich, wenn man den Kriegsverbrecher finanzieren hilft …
Ach, liebe Leserinnen und Leser … wie schön war es doch, als man noch über Klimawandel oder Corona schreiben konnte!
Wo findet man noch Trost in diesen Zeiten?
Ach ja … Jesus ist ja wieder auferstanden!
Also, trotz alledem … Ihnen ein schönes Osterfest!
Ihr Uwe Depping
(Glosse 4/22)